Hammer

Astrea Redux haben das Kunststück fertig gebracht, seit 1984 zu existieren und in den verstrichenen 15 Jahren gerade mal eine Maxi- Single zu veröffentlichen. Während dieses Zeitraums sammelte sich so manches an Klangmaterial an, so dass es nicht grossartig verwundert, mit dem Debüt SO VERY DISTANT gleich eine Doppel- CD in den Händen zu halten.

Beim Hören eben dieser fällt einem der berühmte Ausspruch „ Zwei Seelen wohnen, ach in meiner Brust“ von Goethes Faust ein. Teil Eins gestaltet sich sehr melancholisch und sanft, so als käme der Protagonist mit seinem schweren Schicksal ganz gut klar, wenn ihm nur oft genug Zeit zum Nachdenken gewährt wird. Zerbrechliche, verwaschene, an The Mission erinnernde Gitarren paaren sich mit samtenen, schweren gotischen Bassläufen, Aquatische flächige Soundscapes entstehen und vermitteln ein Gefühl von dunstiger, nebeldurchzogener Weite, das auch in eine fast schon hoffnungslose Verlorenheit umschlagen kann. Manchmal verlangsamt sich alles, so als ob man in ein entrücktes Zeitloch gefallen wäre.

Sachte lösen sich nachdenkliche Tautropfen von den Blättern, die ihre Entsprechung in tränenden Hilferufen finden. Die zweite CD gestaltet sich electronischer, und da wo vorher Gefühle regierten, macht sich nun eine unterkühlte Distanziertheit bemerkbar. Als Ausgleich zur maschinellen Kälte gesellen dafür gelegentlich zarte, weibliche Gesänge hinzu, was dem Ganzen einen wohl dosierten ätherischen Touch verleiht. Gelegentlich driftet die Musik in Richtung Synthie Pop ab, während auf der anderen Seite der männliche Gesang industrial- mäßig verzerrt wird. Abwechslung und Stilvielfalt sind hier also geboten, und das ohne die nötige Homogenität ausser Acht zu lassen! Michael Schäfer (Hammer 1/00)